Der Ort Montalbano Jonico liegt auf einer marinen Terrasse. Vor ca. 1,8 Millionen Jahren war das Meer bis hierher vorgedrungen und hat sich dann in der Folge bis zur heutigen Küstenlinie zurückgezogen. Wandert man den Fußweg „Apiett‘ u mulin“ zum Ort hinauf, kann man von unten nach oben einen lithographischen Wechsel von Ton zu Sandsteinkonglomeraten beobachten, was auf einen Übergang von einem tiefergelegenen Meeresboden zu einem weniger tiefen im Strandbereich hinweist. Der innere Ortskern des Ortes entwickelte sich auf einer zum Meer hin leicht geneigten Ebene, auf der sich die Rückzugsstadien des Meeres ablesen lassen. An den Abhängen aus Tongestein ließ die erosive Kraft des Wassers die Formenwelt der Calanchi entstehen.
Tiefe Einschnitte, scharfe Kanten und steile Wände charakterisieren das Bild. Im Inneren des Tongesteins bildeten sich unterirdische Gänge und Dolinen, typische Formen der Erosion im Untergrund, ähnlich den Karsterscheinungen. Sie entstanden durch das stete Versickern des Wassers in den Ritzen und Spalten des Tonmaterials, die sich bei dessen Austrocknung bilden.
Die Calanchi geben Einblick in sämtliche Stadien der geomorphologischen Entwicklung des Tongesteins, die das außergewöhnliche Bild dieser Landschaft prägen. Scharfe Grate wie „Messerklingen“ zeugen von einem jüngeren Stadium der erosiven Tätigkeit, wohingegen rundere Formen, die „Elephantenrücken“ genannt werden, zur älteren Formenwelt zählen. So findet man beeindruckende Gebilde wie Fischgräten, Zacken und Kämme.
Leider gehören die Calanchi zu einer besonders gefährdeten Erdrutsch- und Erdbebenzone. Deshalb ist vor allem die Stabilität des historischen Zentrums von Montalbano in Gefahr. Die meisten Hangrutschungen entstehen an der Schichtgrenze zwischen Ton und Terrassensedimenten, da der Ton im nassen Zustand eine regelrechte Gleitschicht für die darüber liegenden Sedimente bildet.