Im Nordwesten des Naturreservats, im Grenzbereich der Gemeindegebiete von Montalbano, Craco und Pisticci, erhebt sich pfeilgerade ein Felssporn aus der Landschaft, genannt Tempo Petrolla, im Dialekt P’trodd.
Der Felssporn besteht aus Flysch und entstand während des Tertiärs durch die Sedimentation von kalkhältigen Turbiditserien in einem tiefen Meerestrog, die in der Folge während der appenninischen Gebirgsbildung verformt und umgewandelt wurden.
Dieser Felsen hat sich von seinem geologischen Ursprungsort (ca. 200 km nördlich) entfernt. In der Endphase der appenninischen Orogenese wurde er durch massive Kräfte an seinen heutigen Platz im Bradanischen Graben verschoben und befindet sich somit inmitten von Tongestein aus der Übergangszeit zwischen Pliozän und Pleistozän. Hebungen im Bereich des Bradanischen Grabens, der Rückzug des Meeres und die daraufhin folgenden Abtragungsvorgänge haben diesen Felsen schließlich ans Licht gebracht.
Abgesehen von der geologischen Bedeutung des Tempa Petrolla wirkt dieser Ort insgesamt sehr stimmungsvoll: Ein riesiger Felssporn, der völlig überraschend aus einer beeindruckenden Landschaft herauswächst, als handle es sich um einen Meteoriten, der in ein Meer aus Ton und Mergel gestürzt wäre.
Die Gegend um den Felsen war seit dem Neolithikum besiedelt. Reste eines bis ins Mittelalter befestigten Dorfes zeugen von dessen strategischer Lage an wichtigen Durchgangsrouten. So kann man vom Tempa Petrolla aus den normannischen Turm von Craco sehen, die Stauferburg von Pisticci, die Befestigungsanlagen von Montalbano und ebenso die Burg von San Basilio, ein Vorposten entlang der Straße, die von der Küste ins Landesinnere führte.
Der Tempa Petrolla liegt an der Wasserscheide zwischen den Flüssen Agri und Cavone und ist ein wichtiger Bezugspunkt für das geodätischen Netz Italiens.
Von seiner Spitze aus kann man einen Panoramablick von 360° genießen.